Typische Fehlerquellen bei der Leistungsbeurteilung

Wir streben im Geschäftsalltag dazu, die Vielzahl der Informationen zu begrenzen und zu strukturieren, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Dabei ist unser Augenmerk meist auf die Fehler und nicht auf die positiven Leistungen gerichtet. Das ergibt wiederum eine natürliche Fehler- oder Defizitorientierung in der Praxis. Darunter leidet nicht nur Ihre Stimmung, sondern oftmals auch Ihre Azubis, wenn Sie sie bewerten müssen. Der erste Schritt zur Besserung sind sinnvolle, transparente und nachvollziehbare Bewertungskriterien. Der zweite Schritt ist es, wenn man sich über die möglichen Fehler, die man begehen könnte, bewusst wird. Denn es fällt grundsätzlich leichter eine Aufgabe zu erledigen, wenn man vorher weiß, worauf man achten soll. Aus diesem Grunde präsentieren wir Ihnen, kurz und knapp, die fatalsten Stolperfallen.

Der Einfluss von Vor- und Zusatzinformationen

Positive oder negative Zusatzinformationen – auch über Freizeitaktivitäten – beeinflussen die Beurteilung: Sie werden unter Umständen einen unauffälligen, stillen Azubi tendenziell schlechter bewerten, als den kontaktfreudigen, sprachgewandten Azubi, der in seiner Freizeit Kindern Nachhilfe gibt.

Der Einfluss von Sympathie und Geschlecht

Egal, ob jemand selbst männlich oder weiblich ist, neigen manche dazu, weibliche Azubinen wohlwollender zu bewerten. Dies liegt daran, dass viele Frauen als fleißiger, angepasster, ordentlicher etc. wahrnehmen. Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, Azubis, die Ihnen sympathisch sind, nicht zu bevorzugen.

Der Einfluss von subjektiven Theorien

Subjektive Einstellungen oder ausgeprägte Grundüberzeugungen beeinflussen unsere Wahrnehmung und die Einschätzung der jeweiligen Leistungen. Man nimmt nicht selten nur das wahr, was man erwartet, wahrzunehmen. Dies führt zu Beobachtungsverzerrungen. Wenn ich also die „Punk-Jugendströmung“ prinzipiell als kriminell einschätze, werde ich die Unterstützung eines Punks bei der Straßenüberquerung einer älteren Dame wahrscheinlich als vorgetäuschten Raubversuch werten.

Halo-Effekt und logischer Fehler

Allgemeine Eindrücke oder ein hervorstechendes Merkmal bestimmen die Leistungsmerkmale. So denken wir, dass ein ordentlicher Azubi auch strukturiert und priorisiert arbeitet oder, dass eine hohe Gedächtnisleistung mit einem großen Maß an Intelligenz zusammenhängt. Oder umgekehrt, ein Azubi, der in Physik schlecht ist, könnte mathematische Zusammenhänge trotzdem gut verstehen.

Reihenfolgen-Effekte

Eine recht durchschnittliche Leistung wird tendenziell positiver bewertet, wenn vorher eine eher mäßige Beurteilung durchgeführt wurde. Im umgekehrten Fall wird eine gute Leistung meistens schlechter bewertet, wenn ihr unmittelbar zuvor eine herausragende Leistung voranging.

Bei der nächsten Beurteilung können Sie sich diese Fehler anhand von Stichpunkten vor Augen führen. Beobachten Sie Ihr Verhalten und Ihre Tendenzen. Sie werden sehen, Einsicht ist wie so oft der erste Weg zur Besserung. In Ihrem Falle heißt das: Eine fairere Beurteilung Ihrer Azubis.

Nehmen Sie sich dennoch zu Herzen, dass die beschriebenen Fehlerquellen nur aus Beobachtungen hervorgingen. Es bedeutet nicht, dass diese Fehler von jeder Person oder immer gemacht werden.

 

Ihr AzubiScout Team